Q-Fieber: Ansteckung, Symptome, Therapie (2024)

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Dr. med. Mira Seidel

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Das Q-Fieber (Query-Fieber, Queensland-Fieber, Ziegengrippe) ist eine Erkrankung, durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht wird. Sie kommt besonders bei Rindern, Schafen und Ziegen vor, kann aber auch Menschen betreffen. Die Infektion verläuft häufig symptomlos oder aber ähnlich einer Grippe. Sie wird mit Antibiotika behandelt. Lesen Sie hier alles Wichtige über Symptome und Behandlung von Q-Fieber.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. A78

Q-Fieber: Ansteckung, Symptome, Therapie (1)

Q-Fieber: Beschreibung

Das Q-Fieber gehört zu den sogenannten Zoonosen. Das sind Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Der Erreger des Q-Fiebers ist ein Bakterium, das sich gerne in Staub oder Heu aufhält.

Da das Q-Fieber erstmals 1937 im australischen Bundesstaat Queensland bei Arbeitern in Schlachtbetrieben diagnostiziert wurde, nannte man die Erkrankung zunächst Queensland-Fieber. Das Q-Fieber ist aber auf der ganzen Welt verbreitet. Epidemien mit mehreren Hundert Erkrankungen treten vor allem in ländlichen Gebieten oder am Stadtrand auf, da Tiere und Menschen hier enger zusammenleben.

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Q-Fieber: Symptome

Etwa die Hälfte aller Infizierten zeigen keinerlei Symptome (asymptomatische Infektion). In den anderen Fällen entwickeln sich milde grippeähnliche Beschwerden, und zwar in der Regel ein bis drei Wochen nach der Ansteckung (Inkubationszeit).

Die akute Infektion

Die Symptome der Q-Fieber-Erkrankung ähneln denen einer Grippe. Hohes Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen und heftige Kopfschmerzen sind häufige Beschwerden. Manchmal entzünden sich auch die Lunge, die Leber, das Herz oder das Gehirn.

Die Erkrankung hält etwa zwei Wochen an und heilt von selbst wieder aus. Bei Schwangeren besteht besonders bei einer Erkrankung im ersten Schwangerschaftsdrittel die Gefahr einer Fehlgeburt. Außerdem kann der Erreger auf das Kind übertragen werden.

Die chronische Infektion

Sehr selten heilt das Q-Fieber nicht von selbst wieder aus, sondern wird chronisch: Die Fresszellen des Immunsystems nehmen den Erreger auf, können ihn aber nicht abtöten. Er verbleibt dann oft lange Zeit inaktiv in den Fresszellen und wartet auf eine günstige Gelegenheit, sich zu reaktivieren. Diese Chance bietet sich ihm, wenn das Immunsystem durch eine Schwangerschaft oder aus anderen Gründen geschwächt ist. Dann kann sich der Q-Fieber-Erreger erneut im Körper ausbreiten.

Die häufigste Folge eines solchen chronischen Q-Fiebers ist eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis). Sie entwickelt sich in erster Linie bei Menschen mit Herzklappenerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem und kann auch erst viele Jahre nach der Ansteckung auftreten. Abgesehen vom Herz sind in seltenen Fällen auch andere Organe bei einem chronischen Q-Fieber betroffen - so kann es zu chronischen Knochen-, Lungen- und Leberinfektionen kommen.

Besonders eine Ansteckung mit Q-Fieber während einer Schwangerschaft verläuft oft chronisch.

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Q-Fieber: Ursachen und Risikofaktoren

Das Q-Fieber wird durch den Erreger Coxiella burnetii ausgelöst. Das Bakterium befällt vor allem Paarhufer (Rinder, Schafe, Ziegen). Es können aber auch andere Tiere wie Katzen, Hunde, Kaninchen, Rehe und Vögel als sein Wirt fungieren. Sogar in verschiedenen Gliederfüßern, Milben, Läusen, Fliegen und Zecken hat man den Q-Fieber-Erreger schon gefunden.

Die Bakterien sind gegenüber chemischen und physikalischen Einflüssen sehr widerstandsfähig. Sie können daher in Staub, Heu und anderen trockenen Materialien bis zu zwei Jahre überleben.

Wie infiziert sich der Mensch?

Mit dem Q-Fieber stecken sich Menschen hauptsächlich durch das Einatmen infektiösen Staubs oder direkten Kontakt mit infizierten Tieren an. Die Tiere scheiden die Bakterien über Kot, Urin und Milch aus. Die Bakterien im Staub können durch den Wind bis zu zwei Kilometer fortgetragen werden. In diesem Radius können sich also auch Menschen ohne näheren Kontakt zu den infizierten Tieren mit dem Q-Fieber anstecken.

Hoch infektiös sind zudem Geburtsprodukte und damit kontaminierte Neugeborene. Darüber hinaus können sich Menschen durch das Verarbeiten von Fleisch- und anderen tierischen Produkten mit dem Q-Fieber anstecken. Über kontaminierte Kleidung ist eine indirekte Übertragung möglich. Nur eine geringe Rolle spielt der Ansteckungsweg über Lebensmittel infizierter Tiere (Rohmilch, Rohkäse).

Ebenfalls möglich ist, dass der Q-Fieber-Erreger direkt von Mensch zu Mensch übertragen wird (z.B. durch Kontakt mit infizierten gebärenden Frauen oder über Bluttransfusionen). Das passiert aber nur selten. Infizierte Schwangere können allerdings des Erreger auf das Ungeborene übertragen (das Bakterium kann sich in der Plazenta vermehren).

Infizierte Zecken sind wichtige Überträger des Q-Fiebers zwischen Haus- und Wildtieren. Als Ansteckungsquelle für Menschen spielen sie dagegen nur eine untergeordnete Rolle.

Risikogruppen

Die beschriebenen Ansteckungswege machen deutlich, dass besonders Menschen mit engem Kontakt zu Tieren gefährdet sind, am Q-Fieber zu erkranken. Es zählen dazu beispielsweise Tierhalter, Schlachter, Tierfellverarbeiter und veterinärmedizinisches Personal. Auch Labormitarbeiter können sich durch den (unsachgemäßen) Umgang mit infiziertem Probenmaterial anstecken.

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Q-Fieber: Untersuchungen und Diagnose

Da die Symptome des Q-Fiebers vielen anderen Erkrankungen ähneln können, ist die Diagnose nicht leicht zu stellen. Wichtige Informationen liefert dem Arzt die Krankengeschichte (anamnese), die er im Gespräch mit dem Patienten erhebt. Mögliche Fragen des Arztes sind dabei unter anderem:

  • Haben Sie Fieber? Wenn ja, wie lange besteht dieses schon? Wie hoch ist die Temperatur?
  • Haben Sie Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen?
  • Halten Sie Haustiere oder haben Sie beruflich mit Tieren oder tierischen Produkten zu tun?

Blutuntersuchungen können den Verdacht auf Q-Fieber bestätigen. In der Blutprobe des Patienten wird dazu nach Antikörpern gegen den Q-Fieber-Erreger Coxiella burnetii gesucht. Anhand der Art der Antikörper im zeitlichen Verlauf kann man auch auf den Krankheitsverlauf (akut oder chronisch) schließen.

In Speziallaboren kannman den Erreger auch direkt in Patientenproben nachweisen, indem man ihn anzüchtet (Zellkultur) oder sein Erbgut aufspürt (mittels Polymerase-Kettenreaktion, PCR). Außerdem kann man Gewebeproben des Patienten unter dem Elektronenmikroskop oder mithilfe spezieller Färbeverfahren auf den Q-Fieber-Erreger hin untersuchen.

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Q-Fieber: Behandlung

Das akute Q-Fieber wird meist mit dem Antibiotikum Doxycyclin behandelt. Es muss in der Regel über zwei bis drei Wochen eingenommen werden. Während der Behandlung werden die Leberwerte im Blut überwacht.

In bestimmten Fällen verschreibt der behandelnde Arzt zusätzlich oder alternativ andere Antibiotika beziehungsweise weitere Medikamente sowie eine längere Therapiedauer - etwa bei chronischer Infektion. Besonderheiten gibt es auch bei Schwangeren: Sie sollten anstelle von Doxycyclin das besser verträgliche Antibiotikum Trimethoprim täglich einnehmen, und zwar bis zum Ende der Schwangerschaft. Nach der Geburt sollten die Frauen auf eine chronische Q-Fieber-Infektion hin untersucht werden.

Die Therapie bei Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) erstreckt sich typischerweise über mindestens 18 Monate, dauert manchmal aber auch länger. Die Patienten müssen täglich Doxycyclin und zusätzlich den Wirkstoff Hydroxychloroquin einnehmen. Letzterer besitzt unter anderem entzündungshemmende Eigenschaften.

Oft ist die Antibiotika-Therapie aber nur teilweise wirksam, und die entzündungsbedingt geschädigten Herzklappen müssen in einer Operation durch Prothesen ausgetauscht werden.

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Q-Fieber: Krankheitsverlauf und Prognose

Die meisten Q-Fieber-Infektionen heilen nach ein bis zwei Wochen von selbst aus. Manchmal leiden die Betroffenen aber noch wochenlang unter einer allgemeinen Abgeschlagenheit (Chronic Fatigue Syndrom). In sehr seltenen Fällen kann das Immunsystem den Erreger nicht vollständig bekämpfen, sodass die Infektion chronisch wird.

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Q-Fieber: Vorbeugung

Das Risiko, an Q-Fieber zu erkranken, ist bei Personen, die mit Schafen, Rindern, Ziegen oder Tierprodukten wie Fleisch, Milch oder Wolle arbeiten, erhöht. Verschiedene Maßnahmen können das Ansteckungsrisiko erfahrungsgemäß verringern. Dazu zählen etwa das Tragen und regelmäßige Dekontaminieren von Schutzkleidung, etwa in der Milch- und Fleischverarbeitung, beim Schlachten und bei veterinärmedizinischen Tätigkeiten.

In manchen Ländern gibt es auch eine Impfung gegen Q-Fieber für beruflich exponiertes Personal. Sie ist in Deutschland aber nicht zugelassen. Ein Impfstoff für Rinder und Ziegen ist dagegen auch hierzulande zugelassen und wird auch bei Ziegen angewendet.

Das Pasteurisieren von potenziell kontaminierten Lebensmitteln (wie Milch) kann ebenfalls einer Ansteckung mit Q-Fieber vorbeugen. Auch eventuelle Erreger in Fleisch können durch Erhitzen abgetötet werden.

Wenn eine Schwangere mit Q-Fieber entbindet, muss das helfende Personal strikte Hygienemaßnahmen einhalten.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:

Dr. med. Nina Buschek, Ingrid Müller

Autor:

Q-Fieber: Ansteckung, Symptome, Therapie (2)

Dr. med. Mira Seidel

Dr. med. Mira Seidel ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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ICD-Codes:

A78

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

Quellen:

  • Fischer, S. F. et al: "Leitlinien zum Q-Fieber - Maßnahmen im Falle des Auftretens von Q-Fieber", in: Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, Tierseuchen und Zoonosen, 17. Jahrgang, 2/2010
  • Gholamreza, D. et al.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe, Springer Verlag, 4. Auflage, 2012
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Madariaga, M.G. et al.: " Q fever: a biological weapon in your backyard", in: Lancet Infect Dis. 2003 Nov;3(11):709-21
  • MSD Manual - Ausgabe für medizinische Fachkreise: "Q-Fieber" (Stand: Februar 2019), unter: www.msdmanuals.com
  • Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 28/2003: "Q-Fieber: Hinweis auf mögliche Komplikationen und Folgen", unter: www.rki.de
  • Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber "Q-Fieber" (Stand: 2002), unter: www.rki.de
Q-Fieber: Ansteckung, Symptome, Therapie (2024)
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